Strompreise werden kräftig steigen

Emissionshandel und Investitionen erhöhen Kosten - Großhandel registriert Aufschlag von 20 Prozent

 

Quelle: Die Welt

 

 

 

Der geplante Emissionshandel wird die Stromkosten verteuern

 

Essen -  Die Strompreise in Deutschland werden wegen des geplanten Emissionshandels und eines wachsenden Investitionsbedarfs der Kraftwerksbetreiber im Jahre 2005 voraussichtlich auf hohem Niveau bleiben und langfristig weiter steigen. Das sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der RWE Trading GmbH, Brian Count, der WELT. "Aktuell liegen die Kosten bei 7,5 bis zehn Euro pro emittierter Tonne Kohlendioxid, die bereits jetzt in die Großhandelspreise für Strom einfließen."

Nach den Vorgaben der EU-Kommission darf das klimaschädliche Gas Kohlendioxid, das vor allem bei der Stromproduktion in Kraftwerken entsteht, vom 1. Januar 2005 an nur noch begrenzt in die Atmosphäre abgegeben werden. Die staatliche "Emissionshandelsstelle" teilt bis Ende dieses Jahres für jede noch erlaubte Tonne Kohlendioxid kostenlos Verschmutzungsgutscheine an die Energiekonzerne aus. Kraftwerksbetreiber, die mit ihrem Kontingent nicht auskommen, müssen am Markt zusätzliche Emissionszertifikate aufkaufen. Die Kosten können auf den Strompreis umgelegt werden.

Im vorigen Jahr war es noch der heiße Sommer, der die Großhandelspreise um rund 35 Prozent verteuerte: Weil Atom- und Kohlekraftwerke nicht mehr genug Kühlwasser aus den ausgetrockneten Flüssen ziehen konnten und die Produktion drosselten, stiegen die Preise am Termin- und Spotmarkt der Leipziger Energiehandelsbörse EEX stark an. Erst im Winter fiel der Preis für einjährige Terminkontrakte wieder.

Zwar spielt das Wetter in diesem Jahr nicht mehr die Rolle eines Preistreibers. Doch die neuen Kosten für Kohlendioxid-Emissionen sind am Terminmarkt schon für 2005 zu registrieren, genauso wie die Investitionskosten für die Erneuerung des Kraftwerkparks. "Zusammen könnte das Deutschland 2005 wieder auf das hohe Preisniveau des Jahres 2003 bringen", sagte RWE Trading-Chef Count. Auch die steigenden Weltmarktpreise für Erdgas und Kohle wirkten sich in ganz Europa auf die Strompreise aus.

Die Strombörse EEX bestätigte, dass die Großhandelspreise für Strom bereits stark steigen. So lag der Preis für eine Megawattstunde Grundlaststrom 2004 bislang bei durchschnittlich 28,91 Euro. Für 2005 werden am Terminmarkt bereits jetzt 34,97 Euro berechnet. Das entspricht einer Verteuerung von mehr als 20 Prozent.

Industriekunden sind nach Angaben des Branchenverbandes VIK direkt von den steigenden Großhandelspreisen betroffen. Allerdings sind auch Auswirkungen auf Haushaltskunden wahrscheinlich: Der Großhandelspreis für Strom geht Schätzungen zufolge zu rund 20 Prozent in den Endverbraucherpreis ein. Da die Transport- und Netzgebühren aller großen Stromversorger ebenfalls steigen, wäre 2005 unter dem Strich eine Preiserhöhung von mehr als fünf Prozent für private Stromkunden denkbar. Noch hat allerdings kein großer Versorger Pläne zur Preisanhebung für Haushaltskunden veröffentlicht.

Die RWE Trading gehört zu den größten Energiehandelshäusern Europas. 2003 setzten die rund 650 Mitarbeiter etwa 56 Mrd. Kilowattstunden ab und erwirtschaftete damit einen Umsatz von 5,7 Mrd. Euro. Mit dem Energiehandel trägt RWE Trading zur besseren Ausnutzung der bei der RWE Power gebündelten Kraftwerke bei.

 

 

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